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Langer Streit mit KrankenkasseHolger Schnieders kämpft für seinen Rugby-Rollstuhl

Holger Schnieders ist leidenschaftlicher Rollstuhl-Rugby-Sportler. Derzeit kann er aber nur auf einen alten Leihrollstuhl zurückgreifen. Die Anschaffung eines Spezialrollstuhls ist teuer. Daher hat er bei seiner Krankenkasse AOK die Kostenübernahme für einen neuen Rugby-Rollstuhl beantragt. Doch die AOK weigert sich, den Sportrollstuhl zu finanzieren – und stellt dabei teilweise falsche Behauptungen auf. Nun klagt Schnieders mit Unterstützung des SoVD gegen diese Entscheidung.

Holger Schnieders hat eine genetisch bedingte Nervenerkrankung, die eine Fehlsteuerung der Muskulatur verursacht. Deshalb ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Um aktiv zu bleiben und seine Muskeln zu stärken, betreibt er regelmäßig Sport. Zunächst versucht Schnieders sich im Rollstuhlbasketball. „Aber darin war ich nicht gut genug“, sagt er lachend. Dann entdecken seine Eltern einen Artikel in der Lokalzeitung über eine Rollstuhl-Rugby-Mannschaft im emsländischen Meppen. Schnieders ist sofort begeistert und meldet sich an. Seit zwei Jahren spielt er nun mit großer Leidenschaft für die Rollstuhl-Rugby-Mannschaft der BSG Meppen.

Dass es bei diesem Sport auch mal härter zur Sache geht, wenn die speziell angefertigten Rollstühle mit hoher Geschwindigkeit ineinander krachen, stört ihn nicht – im Gegenteil. „Das macht richtig Spaß und fordert mich heraus. Genau diesen Sport möchte ich machen“, erklärt Schnieders. Zudem sei der Zusammenhalt mit seinen Teamkolleginnen und -kollegen großartig. Auch außerhalb des Sports gibt es private Kontakte und Unterstützung. „Das Rugbyspielen ist für mich eine echte Abwechslung vom Alltag“, sagt er

Schnieders braucht dringend einen passenden Rollstuhl – die AOK verweigert die Kostenübernahme

Trotz seiner Freude am Sport und der positiven Auswirkung auf seine Gesundheit hat Schnieders ein großes Problem: Derzeit muss er einen Rollstuhl benutzen, den er aus einem Pool der Rollstuhl-Rugby-Liga leihweise erhalten hat. Der Sportrollstuhl ist allerdings sehr alt und nicht optimal an seine Bedürfnisse angepasst. „Ich muss mich mit Kabelbindern am Rollstuhl festmachen. Das ist alles andere als ideal“, sagt das SoVD-Mitglied. Eigentlich soll jeder Spieler einen maßgeschneiderten Rugby-Rollstuhl besitzen. Diese Spezialanfertigung ist jedoch sehr teuer. „Man muss mit Kosten zwischen 11.000 und 12.000 Euro rechnen“, erklärt er.

Deshalb beantragt Schnieders die Kostenübernahme bei seiner Krankenkasse. Die AOK lehnt jedoch ab. Sie argumentiert im Wesentlichen, dass Schnieders bereits einen Aktivrollstuhl erhalten habe. Bei der zusätzlichen Bewilligung eines Sportrollstuhls würde eine Doppelversorgung vorliegen. Diese Argumentation kann Schnieders nicht nachvollziehen: „Mit einem Aktivrollstuhl kann ich kein Rugby spielen.“

Der SoVD unterstützt im Kampf um das Hilfsmittel

Er wendet sich daher an den SoVD, der für ihn Widerspruch gegen den Bescheid der AOK einlegt. Laut Jürgen Langhals, Sozialberater und Rechtsanwalt beim SoVD, ist der Rollstuhl als Hilfsmittel im Rahmen des medizinischen Reha-Sports zu betrachten. „Daher ist nach meiner Ansicht auch klar ein Anspruch durch die Krankenkasse zu prüfen“, so der Jurist.

Deutliche Kritik übt Langhals zudem an der Handhabung des Verfahrens durch die AOK. „Die Krankenkasse hat die medizinische Notwendigkeit des Sportrollstuhls unter Berufung auf den Medizinischen Dienst verneint“, sagt Langhals. Tatsächlich aber habe der Medizinische Dienst diese nie bestritten. Außerdem habe die AOK behauptet, dass auch der Landkreis Emsland als Träger der Eingliederungshilfe einen Anspruch nicht zuerkannt habe. „Das war aber ebenso nachweislich nicht der Fall“, so Langhals. Vielmehr wird der Landkreis Emsland nicht ordnungsgemäß und rechtzeitig beteiligt, so dass dieser das Amtshilfeersuchen der AOK ablehnt. „Zu Recht hat der Landkreis darauf verwiesen, dass die AOK nun selbst auch einen Anspruch nach den Vorschriften der Eingliederungshilfe zu prüfen hat“, sagt der Sozialberater.

Schnieders klagt weiter mit Unterstützung des SoVD gegen den Bescheid der Krankenkasse. „Ich hoffe, dass es noch zu einer guten Lösung kommt“, sagt er. Denn: Für ihn ist der Sport ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens, den er mit einem geeigneten Rollstuhl fortsetzen möchte.