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In GedenkenWir erinnern an das ehemalige „Judenhaus“ in der Herschelstraße 31

Das „Judenhaus“ in der Herschelstraße 31

Wo sich heute in bester Innenstadtlage ein funktionales Bürogebäude des niedersächsischen SoVD befindet, sieht das Straßenbild Anfang der 1940er Jahre noch ganz anderes aus. Damals ist die Herschelstraße 31 mit einem 1895 fertiggestellten, vierstöckigen Backsteingebäude bebaut. Dieses Wohn- und Geschäftshaus besteht aus einem Vorderhaus und zwei Seitenflügeln, die einen Innenhof rahmen. Neben verschiedenen Mietparteien wohnt seit 1920 die Eigentümerfamilie Klompus darin. Von 1929 bis zu den Novemberpogromen 1938 hat diese im Erdgeschoss ein Geschäft mit Spielwaren, Korb- und Gartenmöbeln betrieben.

Die Umwandlung des Gebäudes in ein sogenanntes „Judenhaus“ erfolgt im September 1941. Zu den ohnehin massiven Einschränkungen für jüdische Personen kommen nun der Verlust an Privatsphäre, Übergriffe der Gestapo und Deportationen. Bis zu 150 Menschen werden im Laufe der kommenden Monate gezwungen, in der Herschelstraße 31 zu wohnen – wiederholt werden Personen in das Haus zwangseingewiesen oder sie müssen umziehen. Am 15. Dezember 1941 werden 85 Bewohner*innen in das Ghetto Riga deportiert. Etwa 30 in sogenannten „Mischehen“ lebende Paare werden in der Folgezeit neu in das Haus eingewiesen. Am 9. Oktober 1943 wird das Gebäude bei einem der schwersten Bombenangriffe auf Hannover zerstört – damals lebten noch ungefähr 60 Personen im Haus.