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Risiko reimportierte Medikamente: Unprofessionell etikettierte Verpackungen verwirren Patienten

Vor den Risiken unzureichend etikettierter Reimporte im Medikamentenbereich warnt der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen. „Die für Deutsche deutlich günstigeren Tabletten aus dem Ausland werden oft unprofessionell für den hiesigen Markt vorbereitet“, so SoVD-Landesvorsitzender Adolf Bauer. Ausländische Schrift auf der Packung, überklebte Blindenschrift, handschriftliche Vermerke etc. seien die Folge.

Alleine das Umverpacken per Hand wegen des deutschen Beipackzettels stelle ein hohes Risiko dar. Es gebe bereits Berichte über falsche Dosierungen von Medikamenten. SoVD-Vorstandsmitglied Michael Muckle kennt das aus seiner Familie: „Die merkwürdigen Verpackungen mit einem Mix aus deutscher und z.B. polnischer Schrift verwirren vor allem Ältere sehr. Aus Sorge, möglicherweise das falsche Medikament bekommen zu haben, wird es einfach nicht eingenommen.“

Obwohl der SoVD die finanziellen Vorteile der Reimporte nicht schmälern will, appelliert der Verband an Industrie und Apotheken, vernünftig zu kennzeichnen und besonders gründlich zu beraten. Bauer: „Ich kann nicht verstehen, dass nicht grundsätzlich eine vollständig neue Packung benutzt wird, das kostet die Reimporteure doch nur Cent-Beträge.“ Ihm ist dabei vor allem die barrierefreie Beschriftung wichtig: „Keine schlecht lesbaren Mini-Zettel, keine handschriftlichen Vermerke und auf jeden Fall deutsche Blindenschrift“, fordert er. Die Apotheker dürften vor allem ältere Patienten nicht mit günstigen Alternativen locken, ohne sie dann umfangreich zu beraten.

Bauer verbindet den Hinweis des Verbandes mit erneuter Kritik an der Pharmaindustrie: „Deren Preispolitik ist ein Witz. Warum Medikamente in Deutschland 50 Prozent teurer sein sollen als in Nachbarländern, müssen die mir noch einmal erklären“, so der Landesvorsitzende. Die hohen Preise hier seien für sozial Benachteiligte oft nicht mehr zu leisten.

Wer sich umfangreich und neutral informieren will, kann dies beim Arzneimittelberatungsdienst der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) tun. Die Fachleute dort sind unter der Rufnummer 0351-4585049 oder per Mail arzneimittel@upd-online.de erreichbar. In Niedersachsen befindet sich die UPD-Beratungsstelle Hannover in Trägerschaft des SoVD. Weitere Informationen zur UPD finden Sie hier.