Das denken wir zum Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt
Ein starker gesellschaftlicher Zusammenhalt ist sehr wichtig, um ein gutes, gelingendes Leben zu führen. Wenn man sich gesehen, gehört und eingebunden fühlt, wächst nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch unsere Gesellschaft wird durch das Miteinander solidarischer, gerechter und widerstandsfähiger.
Doch zu viele Menschen in Niedersachsen fühlen sich einsam oder sozial isoliert – ob in der Jugend oder in höherem Alter, in Armut, mit Behinderung oder bei Lebensumbrüchen. Einsamkeit beeinträchtigt erheblich das Wohlbefinden und die psychische und physische Gesundheit der Einzelnen, zudem leidet auch der gesamtgesellschaftliche Zusammenhalt. Daher sollte es uns als Gesellschaft wichtig sein, Einsamkeit zu bekämpfen und das Miteinander zu stärken. Soziale Isolation ist kein persönliches Versagen, sondern Ausdruck struktureller Herausforderungen, denen wir gemeinsam begegnen müssen.
Der SoVD in Niedersachsen setzt sich dafür ein, dass niemand alleingelassen wird. Wir wollen den Sozialstaat schützen, Orte der Begegnung schaffen, Beteiligung ermöglichen und die soziale Infrastruktur vor Ort stärken. Denn: Jede*r zählt. Politik in Land und Kommunen muss dafür sorgen, dass Zusammenhalt gelebt werden kann – für eine Gesellschaft, in der Nähe, Vertrauen und gemeinschaftliche Verantwortung selbstverständlich sind.
Auf einen Blick:
- Starken Sozialstaat sichern und weiterentwickeln
- Ehrenamt fördern – Zusammenhalt braucht Beteiligung
- Kommunale Begegnungsorte („Dritte Orte“) stärken
- Soziale Infrastruktur und aufsuchende Dienste ausbauen
- Digitale Teilhabe gewährleisten und Barrieren abbauen
- Einsamkeit enttabuisieren und Mut machen
- Politik verantwortungsbewusst gestalten und Demokratie absichern
Dafür macht sich der SoVD stark:

1.
Starken Sozialstaat
sichern und weiterentwickeln
Der Sozialstaat in Deutschland sichert das solidarische Miteinander und greift in Krisen unterstützend ein. Prinzipien wie Solidarität, Zusammenhalt und Mitverantwortung sind zentrale Bestandteile der sozialen Marktwirtschaft und wirken einer zunehmenden Vereinzelung entgegen.
Aktuell steht der Sozialstaat unter starkem Druck: steigende Ausgaben, ineffiziente Strukturen und der demografische Wandel belasten die Sozialsysteme massiv. Gleichzeitig nimmt die gesellschaftliche Kälte zu – Bedürftige sehen sich wachsender Skepsis gegenüber. Häufig sind Sozialleistungen die ersten Opfer politischer Sparmaßnahmen.
Der SoVD setzt sich für den Erhalt und die zukunftsfähige Weiterentwicklung eines starken Sozialstaats ein. Nur durch mehr Miteinander und sozialen Zusammenhalt lassen sich die Herausforderungen der Zukunft gerecht bewältigen.
2.
Ehrenamt fördern –
Zusammenhalt braucht Beteiligung
Ehrenamtliches Engagement und politische Beteiligung sind tragende Pfeiler für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wo Menschen sich einbringen – ob im Besuchsdienst, im Verein, in Selbsthilfegruppen oder in der Nachbarschaft – entsteht Solidarität, Nähe und Teilhabe. Damit Demokratie krisenfest bleibt, braucht ehrenamtliches Engagement gute Bedingungen. Der SoVD fordert eine konsequente Politik der Wertschätzung, gezielte Förderung und verlässliche Rahmenbedingungen für alle, die sich engagieren. Gleichzeitig dürfen soziale Angebote nicht auf Ehrenamt allein ruhen – auch professionelle Strukturen müssen erweitert werden. Zudem müssen Beteiligungsformate und Mitspracherechte im demokratischen Prozess gestärkt werden, und zwar so, dass nicht nur die Lauten Gehör finden.


3.
Kommunale Begegnungsorte
(„Dritte Orte“) stärken
Auch für das gesellschaftliche Miteinander braucht es öffentliche, einladende, zentrale Orte der Begegnung jenseits der Familie und des Arbeitsplatzes („Dritte Orte“). Um der zunehmenden Vereinsamung etwas entgegenzusetzen, müssen die Kommunen Verantwortung übernehmen und öffentliche, kostenfreie Begegnungsräume, an denen man sich wohlfühlt, dauerhaft sichern und ausbauen. Vieles ist möglich: von Nachbarschaftstreffs über Bürgerzentren, Mehrgenerationenhäusern oder bunten Bibliotheken bis hin zu interkulturellen Gärten oder Dorfcafés. Diese Dritten Orte sollen offen, barrierefrei und generationenübergreifend sein. Wir fordern, dass dafür Landesmittel bereitgestellt und Kommunen bei Konzeptentwicklung und langfristiger Finanzierung unterstützt werden.
4.
Soziale Infrastruktur und
aufsuchende Dienste ausbauen
Eingeschränkte Mobilität, Behinderungen oder chronische Gesundheitsprobleme führen oft zu Einsamkeit. Deshalb fordern wir kommunal finanzierte Besuchsdienste, Nachbarschaftshilfen und aufsuchende Teilhabeangebote, damit niemand allein bleibt.
Erfolgreiche Modelle wie „Gemeindeschwestern plus“ oder „Mobile Sozialarbeit im Quartier“ müssen landesweit ausgebaut werden. Kommunen müssen präventive Maßnahmen gegen Einsamkeit umsetzen – etwa Besuchsdienste, Mobilitätsangebote, Mittagstische oder digitale Schulungen – und in ihre Sozialstrategien integrieren.
Wichtiger Bestandteil ist der soziale Zusammenhalt im Wohnumfeld. Dafür braucht es lebenswerte, sozial gemischte Quartiere. Das Land muss gezielt in soziale Infrastruktur investieren – z.B. in Quartiersmanagement, Stadtteilkultur und generationenübergreifende Angebote. Ländliche Räume verdienen besondere Aufmerksamkeit, und bestehende Programme müssen dringend entbürokratisiert werden.


5.
Digitale Teilhabe gewährleisten
und Barrieren abbauen
Digitale Technologien können Nähe schaffen – wenn alle mitgenommen werden und eine sichere Nutzung gewährleistet ist. Das setzt neben der entsprechenden Medienkompetenz und -regulierung auch eine gut ausgebaute Internetverbindung voraus. Gerade für Kinder und Jugendliche in ländlicheren Gebieten ist das Internet ein wichtiger Zugang zu ihren sozialen Kontakten und zu vielfältigen gemeinschaftsstiftenden Angeboten. Gleichzeitig braucht es niedrigschwellige Schulungen und günstige Geräteangebote für digital benachteiligte Gruppen. Kein Mensch darf digital abgehängt werden. Deshalb müssen Kommunen auch analoge Alternativen aufrechterhalten und bei Bedarf entsprechende Hilfestellungen bieten.
6.
Einsamkeit enttabuisieren
und Mut machen
Damit wir Einsamkeit wirksam begegnen können, muss sie sichtbar werden. Einsamkeit muss auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse systematisch erfasst und bearbeitet werden. Das Land sollte Studien, Öffentlichkeitskampagnen und (Modell-)Projekte fördern, um das Tabu zu brechen und Lösungen sichtbar zu machen. Das kann Mut machen und zeigen: Einsamkeit ist kein Makel – sondern ein Signal dafür, dass wir als Gesellschaft mehr miteinander leben wollen.


7.
Politik verantwortungsbewusst
gestalten und Demokratie absichern
Der gesellschaftliche Zusammenhalt und unser solidarisches Miteinander leiden unter dem Populismus, der Polarisierung, Radikalisierung und Stimmungsmache, die den politischen Prozess aktuell stark prägen. Menschenfreundliche Haltungen, gemeinschaftliche Verantwortungsübernahme, Lösungsorientierung und Solidarität haben es zunehmend schwer. Das Fundament unserer Demokratie und unseres Sozialstaats gerät so in erhebliche Schieflage. Der SoVD fordert daher eine seriöse, verantwortungsvolle und -bewusste Politik, die die im Grundgesetz verbrieften Rechte jedes*jeder Einzelnen vor schädlicher Einflussnahme schützt. Landes- und Kommunalpolitik müssen Errungenschaften unserer Demokratie und unseres Rechts- und Sozialstaats verteidigen und sich am Gemeinwohl für alle orientieren.
