SoVD fordert: Politik muss sich um soziale Schieflage kümmernUmfrage zeigt: Menschen in Niedersachsen haben Angst vor Altersarmut und Pflegebedürftigkeit
Die Corona-Pandemie macht vielen Menschen Angst – auch in Niedersachsen. Eine vom Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen in Auftrag gegebene repräsentative forsa-Umfrage zeigt, dass sich gerade Menschen mit einem geringen Einkommen Sorgen um ihre spätere Rente machen oder befürchten, Angehörige pflegen zu müssen. Aus Sicht des SoVD wird damit eine soziale Schieflage deutlich, um die sich die Politik dringend kümmern muss.
20 Prozent der Bürger*innen in Niedersachsen haben Angst davor, im Alter nicht ihren derzeitigen Lebensstandard halten zu können. Besonders häufig sind davon unter 30-Jährige und Menschen mit einem Nettoeinkommen von unter 1.500 Euro monatlich betroffen. „Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung bestätigen, was wir täglich in unserer Beratung sehen“, sagt Bernhard Sackarendt, Vorsitzender des SoVD in Niedersachsen. Gerade Menschen mit einem geringen Einkommen seien später von Altersarmut betroffen und wüssten nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. „Hier müssen die Politiker*innen endlich an wichtigen Stellschrauben drehen: Der Mindestlohn muss rauf, der Niedriglohnsektor muss eingedämmt werden“, fordert Sackarendt.
Auch das Thema Pflege sehen Menschen in Niedersachsen problematisch: 36 Prozent von ihnen haben Angst, pflegebedürftig zu werden oder nahe Angehörige pflegen zu müssen (33 Prozent). „Sich um jemanden zu kümmern, der*die pflegebedürftig ist, bringt eine hohe zeitliche und oft auch eine finanzielle und emotionale Belastung mit sich“, erläutert Sackarendt. Es sei Aufgabe der Politik, die Betroffenen stärker zu unterstützen und ihnen diese Ängste zu nehmen. Ein erweitertes Pflegegeld, wie es Niedersachsens größter Sozialverband fordert, könne Abhilfe schaffen und zumindest in finanzieller Hinsicht Entlastung bringen.
Kritisch bewertet der SoVD die Tatsache, dass fast die Hälfte der Befragten nicht glaubt, sich in Krisensituationen auf die sozialen Sicherungssysteme verlassen zu können. Auch das Vertrauen in die Politik lässt laut Umfrage zu wünschen übrig: Nur eine Minderheit der niedersächsischen Bürger*innen (35 Prozent) glaubt, die Politik unternehme genug, damit auch Menschen mit einem geringen Einkommen am sozialen Leben teilhaben können. „Das zeigt deutlich, dass mehr für die Betroffenen getan werden muss. Es dürfen sich nicht so viele Menschen von der Politik im Stich gelassen fühlen“, betont Sackarendt.
Auch bei der Frage nach der Finanzierung solcher Maßnahmen – etwa im Rahmen der Corona-Krise – liefert die Befragung ein eindeutiges Ergebnis. 53 Prozent befürworten die Einführung einer Vermögenssteuer – also eine Abgabe auf das Gesamtvermögen einer Person. „Wir als SoVD fordern seit langem eine Vermögenssteuer für mehr soziale Gerechtigkeit. Es darf auf keinen Fall passieren, dass die Kosten der Pandemie jetzt den ohnehin finanziell Benachteiligten aufgebürdet werden“, so der niedersächsische SoVD-Chef.
Weitere Informationen zu der Befragung gibt es hier.