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Inklusion: Fachtagung schreibt offenen Brief an Politik

Das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung stand im Mittelpunkt der Fachtagung „Emsländische Schulen auf dem Weg in die Inklusion“, die der Sozialverband SoVD-Landesverband Niedersachsen e.V. zusammen mit dem SoVD-Kreisverband Emsland in Kooperation mit Grund- und Förderschulen sowie der Tagesbildungsstätte in Meppen organisiert hat. Dabei diskutierten Verbands- und Behördenvertreter, Lehrer, Erzieher und Eltern die Chancen und Potenziale inklusiver Schule im Emsland.

In ihrem Vortrag „Inklusion in der Schule – Möglichkeiten für alle Kinder und Jugendlichen“ vor den rund 100 Teilnehmern in der Tagesbildungsstätte in Meppen machte Dr. Irmtraud Schnell von der Goethe-Universität Frankfurt deutlich: „Wir müssen weg von der Frage, was Kinder nicht können - hin zu der Frage, was sie  an Voraussetzungen brauchen, um sich entwickeln zu können.“  Die inklusive Schule müsse sich den Schülern anpassen, nicht umgekehrt.

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Gruppenarbeit. In sieben Arbeitsgruppen tauschten sich die Teilnehmer zu gemeinsamem Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen  vom Kindergarten bis zum Schulalltag aus, stellten Thesen auf und formulierten konkrete Fragen an die Politik. In der anschließenden Podiumsdiskussion debattierten Meike Janßen (Abteilungsleiterin Sozialpolitik beim SoVD- Landesverband Niedersachsen e.V.), Matthias Wahmes (Stadtverwaltung Meppen) und die Landtagsabgeordnete Karin Stief-Kreihe (SPD) mit den Tagungsteilnehmern die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und den aktuellen Gesetzesentwurf zur inklusiven Schule in Niedersachsen.

Bei den Beiträgen war  die Verunsicherung von Eltern und Lehrern spürbar. Janßen fasste den Unmut zusammen: „Im Moment ist die Inklusion nichts weiter als ein Etikettenschwindel“, erklärte sie. „Inklusion steht drauf und alte Schule ist drin“. Die Übergänge von der alten zur neuen Schule müssten jetzt gestaltet werden. „Daran wollen wir mit unseren Erfahrungen und Ideen aktiv mitwirken“. Karin Stief-Kreihe machte den Teilnehmern Mut, sich bei der Ausgestaltung des neuen Schulgesetzes einzubringen: „Kein Gesetzesentwurf kommt so aus dem Landtag raus wie er reingegangen ist.“

Aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppen werden die Teilnehmer nun einen offenen Brief an die Politik formulieren. Dies ist die Reaktion auf das Fernbleiben von Vertretern der Landesregierung.  „Wir sind sehr enttäuscht, dass sich weder vom Kultusministerium, noch vom Landkreis jemand bereit erklärt hat, sich unseren Fragen zu stellen“, erklärt Bernhard Sackarendt, Vorsitzender des SoVD-Kreisverbandes Emsland. „Das zeigt mal wieder, dass Inklusion von der Politik nur sehr widerwillig angefasst wird.“