92-jähriger beim Fahrsicherheitstraining: „Wir Alten wissen doch selbst am besten, wann für uns Schluss am Steuer ist.“
Werner Goldbeck ist 92 Jahre alt und das beste Beispiel dafür, dass gesetzliche Regelungen für Seniorenführerscheine überflüssig sind. Mittwoch war der mit Abstand älteste Teilnehmer beim Fahrsicherheitstraining des Sozialverbands Deutschland (SoVD) in Hannover auch einer der besten: ACAC-Fahrtrainer Detlef Gigga bescheinigte ihm eine „super Leistung“. Goldbeck: „Wir Alten wissen doch selbst am besten, wann für uns Schluss am Steuer ist.“
„Man ist so jung, wie man sich fühlt“, lacht der rüstige Senior am Steuer seines umgebauten Opel Meriva. Der Flitzer fährt mit Handsteuerung, Goldbeck lebt wegen einer Kriegsverletzung mit Handicap. Er fühlt sich jung, und dennoch wollte er testen, ob er noch ans Steuer gehört. Für das ganztägige Training auf dem Gelände des ADAC-Fahrsicherheitszentrums nahm er deshalb fünf Stunden Hin- und Rückfahrt gerne in Kauf. „Schon die Anfahrt war ein Fahrsicherheitstraining“, scherzt Goldbeck, „auf der Autobahn war so viel los.“
Mit Feuereifer folgt der Osnabrücker den Anweisungen von Trainer Gigga, die über Funk kommen. Er kurvt durch den Hütchen-Parcours, bremst auf trockener und nasser Fahrbahn, weicht Hindernissen aus. Dabei achtet er auf korrekten Sitz, Armhaltung und Blickkontakt. „Mir macht das einfach Spaß“, sagt er. Er ist ein Autofahrer aus Begeisterung, das war er schon immer. Weil er auch zur Fahrprüfung im Jahr 1959 ein Fahrzeug mit Handsteuerung brauchte und das keine Fahrschule anbot, gab es nur eine Lösung: Erst ein Auto kaufen, dann Führerschein bestehen. Goldbeck hat ihn mit Bravour bestanden. Noch heute ist er mobil, fährt täglich durch Osnabrück.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen hatte die speziell für Senioren konzipierten Fahrsicherheitstrainings angeboten, nachdem Politiker erneut eine strenge gesetzliche Regelung für Seniorenführerscheine gefordert hatten. SoVD und ADAC lehnen das ab, sie sprechen sich für freiwillige Lösungen aus. „Viele Statistiken geben uns recht –junge Fahrer sind nicht automatisch die besseren“, weiß auch Landesvorsitzender Adolf Bauer. Auch Goldbeck sagt: „Ich habe so viel Erfahrung hinter dem Steuer – dadurch mache ich meine altersbedingten Nachteile locker wett.“ Er will weiterfahren, bis er selbst merkt: Jetzt ist es genug. Dafür braucht er keine gesundheitlichen Überprüfungen im 15-Jahres-Rhythmus: „In 15 Jahren bin ich nicht mehr“, lacht Goldbeck.
Der SoVD will seine Kooperation mit dem ADAC ausbauen: „Die Anmeldungen sprengten alle Erwartungen, inzwischen sind 6 komplette Kurse ausgebucht“, weiß Landesgeschäftsführer Dirk Swinke. Der Bedarf sei offensichtlich riesig. „Deshalb setzt der Verband auch weiterhin auf freiwillige Lösungen“, fasst Swinke zusammen.