Zum internationalen Tag der Jugend/Auswirkungen der Pandemie stärker bekämpfenPsychotherapie: Mehr Unterstützung für Kinder und Jugendliche
Hannover. Fast drei Viertel der Kinder und Jugendlichen haben psychische Probleme – das zeigen Zahlen der Bundesministerien für Familie und Gesundheit. Grund dafür sind die Belastungen, die während der Corona-Pandemie entstanden sind. Eine ausreichende Versorgung mit Psychotherapeut*innen fehlt für die Betroffenen jedoch – auch in Niedersachsen. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen fordert deshalb zum internationalen Tag der Jugend am 12. August eine realistische Bedarfserhebung und einen Ausbau der Angebote.
Die Corona-Pandemie hat insbesondere Kindern und Jugendlichen stark zugesetzt. Homeschooling und Lockdown haben dafür gesorgt, dass die psychischen Probleme in dieser Altersgruppe zugenommen haben: Sieben von zehn Kindern und Jugendlichen leiden nach wie vor unter psychischem Stress. „Diese Zahlen sind vor allem deshalb erschreckend, weil solche Belastungssituationen in der sensiblen Phase der Pubertät enorme Folgen haben können, wenn sie nicht schnell behandelt werden“, sagt Saskia Heuck, Sprecherin der SoVD-Jugend in Niedersachsen.
Doch genau da liegt aus Sicht des größten Sozialverbands in Niedersachsen das Problem. „Die Angebote an psychischer Behandlung sind überhaupt nicht auf den aktuellen Bedarf abgestimmt. Die letzten Zahlen dazu wurden vor etwa 24 Jahren geschätzt. Seitdem gab es keine Anpassung mehr“, kritisiert Heuck weiter. Es sei also kein Wunder, dass es eine eklatante Unterversorgung und damit enorm lange Wartezeiten gebe. Angesichts der dramatischen Entwicklung muss der aktuelle Bedarf realistisch erhoben werden. „Das muss einhergehen mit einem sofortigen Ausbau der psychiatrischen und psychotherapeutischen Angebote für Kinder und Jugendliche“, so die Jugendsprecherin.
Insbesondere die Landesregierung sei jetzt in der Pflicht, da auch die Infrastruktur in den Bereichen Gesundheit und Soziales vor Ort stärker ausgebaut werden müsse, um psychosoziale Probleme rechtzeitig zu erkennen. „Hierzu gehören nicht nur Vorsorgeuntersuchungen, sondern vor allem auch entsprechende Unterstützung an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen“, betont Heuck. Werde an dieser Stelle nicht schnell gehandelt, seien Kinder und Jugendliche auch weiterhin die Verlierer der Pandemie. Die individuellen gesundheitlichen Folgen wären enorm.