Gendermedizin: SoVD in Niedersachsen fordert mehr Bewusstsein für UnterschiedeMedikamente, Therapien und Co.: Frauen dürfen nicht länger benachteiligt werden
Medizinische Diagnostik und Therapien werden in Deutschland nach wie vor in den meisten Fällen für Männer entwickelt. Für Frauen bringt das gefährliche Nachteile mit sich – sie reagieren häufig anders auf Medikamente und weisen bei Krankheiten andere Symptome auf. Diese Unterschiede haben sich zuletzt beispielsweise bei unterschiedlichen Reaktionen auf den Corona-Impfstoff von AstraZeneca gezeigt. Anlässlich des internationalen Aktionstags zur Frauengesundheit am 28. Mai fordert deshalb der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen, die geschlechtssensible Medizin stärker zu fördern.
In der Forschung, in Zulassungsstudien von Medikamenten und in der Ausbildung von Mediziner*innen gilt der Männerkörper noch immer als Standard. Das führt oft dazu, dass die medizinische Behandlung von Frauen schlechter ist. „Die Symptome bei einem Herzinfarkt bei Männern unterscheiden sich ganz deutlich von den Symptomen bei Frauen. Wenn diese Unterschiede bei der Behandlung nicht beachtet werden, kann das fatale Folgen für die Patientinnen haben“, sagt Bernhard Sackarendt, Vorsitzender des SoVD in Niedersachsen. Die sogenannte Gendermedizin habe diese Problematik zwar im Blick, komme aber in Deutschland noch immer viel zu langsam voran.
Auch im Bereich der Pflegeberufe spielt die Ungleichbehandlung eine wichtige Rolle. Das Design von Schutzkleidung und Masken orientiert sich standardmäßig an Durchschnittsgrößen von Männern. Die Folge: Die Ausrüstung passt Frauen oft nicht gut und schützt sie damit schlechter. „Das ist besonders problematisch, weil die große Mehrheit der Pflegenden weiblich ist“, gibt Sackarendt zu bedenken.
Der größte Sozialverband Niedersachsens fordert deshalb, einen stärkeren Fokus auf diese Ungleichbehandlung zu legen. „In erster Linie muss das Bewusstsein für die Unterschiede von Frauen und Männern im medizinischen Bereich geschärft werden. Das geht nur mit der Förderung einer geschlechtssensiblen Medizin und einer entsprechenden Grundlagenforschung“, so der SoVD-Chef.