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Gut gemacht!Fit am Smartphone: SoVD in Nordhorn stärkt die digitale Teilhabe von Senior*innen

Ob Telefonat, SMS oder Sprachnachricht: Ein Großteil unserer täglichen Kommunikation findet mit dem Smartphone statt. Auch um Musik zu hören, zu fotografieren oder tagesaktuelle Nachrichten abzurufen, nutzen die meisten die Mobilgeräte. Umso wichtiger ist es auch für ältere Menschen, die nicht damit aufgewachsen sind, sich vertraut zu machen und Anschluss an den heutigen Alltag zu behalten. Der SoVD-Ortsverband Nordhorn nimmt Senior*innen die Scheu vor dem Smart­phone und schult sie im Umgang damit.

Vor der digitalen Welt kennt Hans-Jürgen Balka keine Angst. „Ich bin ein großer Freund von diesen Sachen“, sagt der 1. Vorsitzende des SoVD in Nordhorn. So war es für ihn selbstverständlich, sich in der Hochphase der Corona-Pandemie digital über Zoom auszutauschen, als Treffen mit seinem Vorstandsteam nicht möglich waren. „Das war damals gar kein Problem“, erinnert sich der Ehrenamtliche, der sich seit 2018 beim SoVD engagiert. „Alle Mitglieder unseres Ortsvorstands haben sich gerne darauf eingelassen und es einfach ausprobiert“, erzählt er. Und das habe sehr gut funktioniert.

Nicht allen Menschen fällt es aber leicht, in die Nutzung digitaler Anwendungen einzusteigen. Balka und sein Team hörten immer wieder, dass sich Senior*innen Schulungen für die Nutzung eines Smartphones wünschen. Viele ältere Menschen haben sich erstmals ein Gerät angeschafft und sind damit nicht vertraut. Die Ehrenamtlichen überlegten, welches Angebot sie für Senior*innen schaffen könnten. Balka, der auch als Vorsitzender des Behindertenbeirats aktiv ist, tauschte sich dazu außerdem mit dem Seniorenbeirat der Stadt Nordhorn und dessen Vorsitzenden Horst-Dieter Dörr aus. Schon seit Jahren besteht hier eine intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit. Der Seniorenbeirat hatte unabhängig vom SoVD bereits dieselbe Idee gehabt – so beschlossen Balka und Dörr ein gemeinsames Angebot für Senior*innen ins Leben zu rufen. Das Vorhaben sei äußerst sinnvoll gewesen, findet Balka: „Die SoVD-Mitglieder sind ja im Schnitt etwa 63 Jahre alt, und auch in Nordhorn haben wir sehr viele Seniorinnen und Senioren unter unseren Mitgliedern.“

Viel Unterstützung dank guter Vernetzung

Damit die Interessierten möglichst viel Wissen aus der Smartphone-Schulung mitnehmen, sollte es sich um ein fortlaufendes Angebot handeln. Auch ein Raum und jemand, der die Schulung dort regelmäßig durchführt, musste gefunden werden. Das sei aber alles recht einfach gewesen, schildert Balka. Seniorenbeirat und SoVD holten sich Unterstützung aus der jungen Generation: Dörr stellte den Kontakt zu Lenny Hollmann her, den alle nur „Lenny“ nennen. Er stand damals kurz vor seinem Abitur und hatte Interesse, die Schulung auf Honorarbasis zu leiten. „Vernetzung ist alles“, sagt Balka überzeugt. Die half auch, einen Raum zu finden, der für die Smartphone-Sprechstunden genutzt werden kann: Durch ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten kannten Balka und Dörr Vertreter*innen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Diese fragten sie für den guten Zweck an und hatten bald Erfolg. Die Wohnungsbaugesellschaft stellte ihnen kostenfrei einen Raum zur Verfügung. „Es ist gut und wichtig, dass wir diese Vernetzung vor Ort haben“, findet Balka.

Durchdachtes Konzept und Öffentlichkeitsarbeit

Um die Smartphone-Sprechstunden für Senior*innen möglichst einfach zu gestalten, teilte Lenny sie in Themen-Blöcke auf. „So kann man je nach persönlichem Kenntnisstand die Module besuchen, die einem wichtig sind. Aber man kann natürlich auch alle nacheinander besuchen“, erläutert Balka. Ein erstes 90-minütiges Modul vermittelt grundlegendes Wissen. Hier geht es um die Einrichtung des Smartphones samt Sicherheitseinstellungen und die Vergabe von Passwörtern. Außerdem erfahren die Teilnehmenden, wie sie wichtige Apps installieren. Zwei andere Module widmen sich der Kommunikation mit dem Smartphone: telefonieren, Kontaktlisten erstellen, SMS versenden, WhatsApp einrichten und nutzen. Wissenswertes rund um Foto- und Videoaufnahmen wird in zwei weiteren, aufeinander aufbauenden Modulen erklärt.

Bevor diese Modul-Abfolge im Oktober 2022 erstmals startete, wurde die Smartphone-Schulung für Senior*innen in der lokalen Tageszeitung angekündigt. Die Sprechstunden sind offen für alle Interessierten und kostenfrei. „Über ein solches Angebot werden wir bekannter als SoVD. Dadurch bekommen wir auch neue Mitglieder“, freut sich Balka. Außerdem habe er die Termine regelmäßig in der „SoVD-News“ veröffentlicht, einem doppelseitig bedruckten Flyer im DIN-A4-Format, der jeder Ausgabe der Mitgliederzeitung beigelegt werde und viele der rund 2.000 SoVD-Mitglieder in Nordhorn erreiche. Zusätzlich verschickt er in regelmäßigen Abständen einen Newsletter und nimmt auch hier die Schulungstermine mit auf. „Beides hat sich bewährt“, so Balka, denn über ihre Rückmeldungen erfahre er immer wieder, dass die Mitglieder die Informationen wahrnehmen und schätzen. Das gilt auch für die Smartphone-Schulung selbst. „Das Angebot wurde von Anfang an sehr gut angenommen“, sagt Balka. Mal seien es zehn Teilnehmende, mal 15 oder mehr. Bei dieser Gruppengröße sei immer gewährleistet, dass Lenny persönlich auf die einzelnen Teilnehmer*innen eingehen und ihnen bei konkreten Problemen mit dem Smartphone helfen könne.

Geduld ist sehr wichtig

Bei vielen der Treffen waren Balka und Dörr mit dabei und haben neue Teilnehmende persönlich begrüßt. So haben sie auch aus nächster Nähe die ersten Gehversuche mit den Mobilgeräten miterlebt. Einige Smartphone-Neulinge haben beispielsweise ihren Finger lange auf App-Symbole auf dem Touchscreen gehalten. Das führe aber nicht immer zum eigentlich gewünschten Effekt: „Lange draufdrücken oder kurz antippen – das ist nicht dasselbe“, betont der SoVD-Ortsvorsitzende, „das kann ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen“. Diese Unterschiede waren vielen Senior*innen nicht geläufig und sie mussten sich erst an die Bedienung gewöhnen.

Lenny sei ein idealer Lehrer, findet Balka. Er komme sehr gut mit den Senior*innen zurecht und bringe vor allem viel Geduld beim Erklären auf. Demnächst beginne er eine Ausbildung bei der Polizei. Deswegen suchen der SoVD und der Seniorenbeirat jetzt nach einem*einer Nachfolger*in, der*die die regelmäßigen Schulungstermine fortsetzen kann. Balka ist zuversichtlich, dass sie jemanden finden werden, der die notwendige Ruhe zum Erklären mitbringt. Dank der guten Vernetzung der engagierten Menschen in Nordhorn sollte auch das gelingen.