SoVD-Widerspruch hat ErfolgNach langem Kampf: MS-kranker Rollstuhlfahrer erhält Treppenlift
Stefan Biernath ist durch eine Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen. Er wünscht sich, dass er mit einem Fahrstuhl in das Obergeschoss seines Wohnhauses gelangen kann, das barrierefrei ausgebaut ist. Eine Kostenübernahme für Material und Einbau lehnt die Betriebskrankenkasse Mobil Oil zunächst ab. Gegen diese Entscheidung legt der Sozialverband Deutschland (SoVD) erfolgreich Widerspruch ein.
Aufgrund der gesundheitlichen Folgen einer Multiplen Sklerose (MS)-Erkrankung ist der ehemalige Lkw-Fahrer Stefan Biernath auf einen Rollstuhl angewiesen. Da er die Diagnose MS erst erhält, als ein großer Teil seines Einfamilienhauses bereits fertiggestellt ist, kann nur noch das Obergeschoss barrierefrei gestaltet werden, das Biernath nun aufgrund seiner schweren Gehbeeinträchtigung nur noch sehr selten verlassen kann. „Runter geht es noch, hoch kann ich aber kaum noch laufen“, sagt der 52-Jährige. Dabei ist er gerne draußen und möchte auch weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Sein Wunsch ist es, dass ein Fahrstuhl eingebaut wird, der ihn zusammen mit seinem Rollstuhl in die erste Etage bringt.
Statt einen Fahrstuhl bewilligt zu bekommen, soll Stefan Biernath ins Erdgeschoss ziehen
Doch eine Kostenübernahme lehnt seine Krankenkasse zunächst ab. Stattdessen soll Biernath ins Erdgeschoss seines Hauses ziehen. Als Begründung dient der Kasse ein Gutachten des Medizinischen Dienstes (MD). Darin wird festgestellt, dass das Erdgeschoss ebenso als Wohnraum genutzt werden könne und der Einbau eines Fahrstuhls unnötig sei. Das sieht Biernath allerdings ganz anders. „Das Erdgeschoss ist so schlecht geschnitten, dass ich dort mit dem Rollstuhl nicht klarkomme“, erklärt er. Das bestätigt auch sein Pflegedienst „Therapiezentrum und Sozialdienste Emlichheim“, der in einer Stellungnahme deutlich macht, dass das Untergeschoss nicht barrierefrei ist. „Oben sind die Räume von einem großzügigen Flur aus zu erreichen und auf seine Bedürfnisse abgestimmt“, heißt es in der Stellungnahme. Ein vom MD vorgeschlagener barrierefreier Umbau des Erdgeschosses sei laut Biernath mit großen bautechnischen Schwierigkeiten verbunden. Einen Anbau würde das Bauamt der Stadt nicht genehmigen, da hierfür der Platz fehle. Ohnehin sei ein Umbau viel kostenaufwändiger als der Einbau des gewünschten Fahrstuhls, wie der 52-Jährige versichert, der sich bereits über passende Fahrstuhlmodelle und deren Preise informiert hat. „Ich kann deshalb nicht verstehen, warum die Lösung, die ich mir wünsche und die der einfachste Weg wäre, nicht bewilligt wurde“, so Biernath.
Der SoVD hilft und legt Widerspruch ein
Doch er will sich trotz dieser Rückschläge nicht entmutigen lassen und sucht Hilfe beim SoVD in Nordhorn. Gegen den Bescheid der Krankenkasse legt der SoVD Widerspruch ein. „Es sprachen einige Gründe dafür, dass dem Wunsch von Herrn Biernath entsprochen werden sollte“, sagt Sozialberater Joachim Feldkamp aus dem SoVD-Beratungszentrum. „Dass er nicht ins Erdgeschoss umziehen kann, hat Herr Biernath überzeugend dargelegt und wurde durch das beigefügte Attest des Therapiezentrums Emlichheim nochmals bestätigt“, so der Sozialberater. Der Verweis der Kasse darauf, dass bauliche Maßnahmen wirtschaftlicher seien, sei demzufolge nicht nachvollziehbar. Dies sei im Widerspruch deutlich gemacht worden.
Einige Wochen nach Versand des Widerspruchs kommt für Biernath die gute Nachricht, dass der Einbau eines Treppenlifts von der Betriebskrankenkasse Mobil Oil bewilligt wird. Der Lift wird ein paar Wochen später installiert. „Ich habe mich sehr gefreut und bin sehr erleichtert, dass ich jetzt problemlos in meine Räume gelangen kann“, erzählt Biernath.